Abofallen: Wie sie funktionieren und wie man sich schützen kann

Wie funktioniert eine Abofalle und wie kann ich mich schützen?

In der Vergangenheit gab es einzelne Hinweise auf eine Abofalle in unserer App „Kalorien!“. Wir möchten uns bei allen betroffenen Benutzern ausdrücklich für diese Art der Werbung und die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen. Der nachfolgende Text soll etwas Licht in die Welt der Abofallen bringen und die technischen Hintergründe erläutern. Da der Artikel eine gewisse Länge erreicht hat und wir das übliche TL;DR vermeiden möchten, beginnen wir mit einer Zusammenfassung:

(1) Prinzipiell kann jede App und jede Webseite, die Werbung anzeigt, auf eine Abofalle verweisen.
(2) Es gibt für den Anbieter der App oder Webseite trotz aller Bemühungen praktisch keine Möglichkeit, bösartige Werbung für Abofallen hundertprozentig auszuschließen.
(3) Tritt Werbung für eine Abofalle auf, so sind wir auf die Rückmeldungen der Benutzer angewiesen. Und je detaillierter die Informationen sind, desto schneller lässt sich den Betrügern die Geschäftsgrundlage entziehen.
(4) Abofallen sind rechtswidrig und es besteht seitens des Benutzers keine Zahlungspflicht. So schnell wie möglich: Widerspruch einlegen, der Zahlung widersprechen, bereits bezahlte Beträge zurückfordern, ggf. den Rat der Verbraucherzentrale einholen oder einen Anwalt hinzuziehen.
(5) Jedes Handy muss geschützt sein – mindestens mit einem leistungsfähigen Virenscanner, der auch dubiose Webseiten blockiert.

Wie wird Werbung überhaupt angezeigt?

Während es früher üblich war, allein die Werbung eines einzigen Werbenetzwerks anzuzeigen, ist es heute bereits Standard, die Werbung mehrerer Werbenetzwerke zu kombinieren. Dabei stellt eine App oder Webseite lediglich freie Werbeflächen zur Verfügung, die von einem oder mehreren Partnern (Mediation-Services oder Werbe-Netzwerken) gefüllt werden. Vereinfacht findet folgender Ablauf statt:

  • Die App bzw. Webseite fordert eine Anzeige beim Mediation-Dienst an.
  • Der Mediation-Dienst entscheidet, welches Werbenetzwerk verwendet werden und fordert eine Anzeige vom Werbenetzwerk an.
  • Diese Werbeanzeige wird durch den Mediation-Dienst an die App bzw. Webseite weitergeleitet und dargestellt.

Die App / Webseite hat weder Einfluss darauf, was für eine Werbeanzeige dargestellt wird, noch ist ein direkter Zugriff auf die Anzeige möglich. Oft ist die einzige Information, welche die App / Webseite erhält, dass eine Anzeige bereitgestellt wurde. Alles andere liegt außerhalb ihrer Kontrolle.

Was passiert bei einer Abofalle?

Prinzipiell sind an dieser Stelle zwei Arten von Abofallen zu unterscheiden. Am bekanntesten sind sicherlich die Abofallen, die Benutzer durch unzureichende oder irreführende Informationen zum Abschluss eines Abos verleiten. Hier ist immer die Interaktion des Benutzers notwendig, d.h. der Benutzer muss erst durch einen Klick das Abo aktivieren.

In diesem Artikel möchten wir uns jedoch mehr mit den automatischen Abofallen beschäftigen, die bei weitem gefährlicher sind. Hier erfolgt der Abschluss des Abos ohne Interaktion mit dem Benutzer, d.h. das Abo wird auch ohne das Klicken des Benutzers aktiv. Basierend auf dem oben geschilderten Ablauf zur Darstellung einer Werbeanzeige finden nachfolgend diese Schritte statt:

  • Die Werbeanzeige enthält Code, der es erlaubt, ein Browser-Fenster automatisch zu öffnen.
  • Die Werbeanzeige übergibt dem Browser eine Web-Adresse (URL) und der Browser lädt die betreffende Webseite.
  • Oft enthält die Webseite eine Weiterleitung auf eine andere Webseite. Der Browser lädt auch diese andere Webseite.
  • Der Vorgang der Weiterleitung wird meist mehrmals wiederholt, um die spätere Nachverfolgbarkeit möglichst schwer zu gestalten.
  • Die endgültig erreichte Webseite ist die eigentliche Abofalle. Die Webseite bestimmt die Telefonnummer des Geräts und das Abo ist damit abgeschlossen.

Der gesamte Vorgang läuft automatisch ab und für den Abschluss des Abos ist kein Klick des Benutzers notwendig. Hier möchten wir nochmals betonen, dass der Abschluss des Abos außerhalb der App bzw. der ursprünglichen Webseite stattfindet. Die App hat nach der Öffnung des Browsers aus der Werbeanzeige heraus keine Kontrolle über die aufgerufenen Webseiten und eventuelle Weiterleitungen. Unnötig zu erwähnen, dass dieser „Abovertrag“ rechtswidrig zustande gekommen und damit nichtig ist.

Welche Apps und Webseiten sind gefährdet?

Werbung in Apps und auf Webseiten ist generell weder gefährlich, noch zu verteufeln. Sie dient meist dazu, einen kostenlosen Service (zumindest teilweise) zu finanzieren, den es ohne Werbung wahrscheinlich nicht gäbe.

Wir möchten die Lage realistisch und möglichst neutral betrachten. Unser Fokus liegt darauf, unsere Benutzer zu schützen und Informationen zur Prävention anzubieten.

Prinzipiell ist leider jede App und jede Webseite, welche Werbung anzeigt, egal ob auf Android, iOS oder Windows Mobile, für automatische Abofallen anfällig.

Doch „prinzipiell“ bedeutet nicht, dass jede App / Webseite dies auch tatsächlich tut. Denn im Hintergrund wird seitens der Werbenetzwerke, Mediation-Services und App-/Webseiten-Betreiber sehr großer Aufwand betrieben, um die Benutzer vor solchen Abo-Betrügern zu schützen. In der Praxis treten zwar Abofallen punktuell immer wieder auf, jedoch ist die Anzahl im Vergleich zu regulären Werbeanzeigen so niedrig, dass die allermeisten Benutzer nie eine Abofalle zu Gesicht bekommen werden.

Die Werbenetzwerke, die ihrerseits die Werbeverträge mit den Werbenden abschließen, sind gesetzlich verpflichtet, sämtliche Werbeanzeigen zu prüfen. Alle Werbenetzwerke haben selbst ein großes Interesse daran, keine Werbung für Abofallen auszuliefern, da dies ihre Glaubwürdigkeit und ihren Ruf beschädigen würde. Die Werbenetzwerke bemühen sich sehr um das Vertrauen lukrativer Werbekunden und sind auf einen guten Ruf bei den Mediation-Diensten und App-/Webseiten-Betreibern angewiesen.

Auch die Mediation-Dienste sind daran interessiert, keine Werbung für Abofallen weiterzuleiten. Sie sind vom Vertrauen der App-/Webseiten-Betreiber abhängig. Der Mediation-Dienst, den wir selbst für unsere Apps in Anspruch nehmen, steht in ständigem Kontakt mit allen verwendeten Werbenetzwerken. Dabei werden u.a. auch aufgetretene Probleme mit unzulässiger Werbung und Abofallen zeitnah diskutiert.

Die Anbieter der Apps und Webseiten kämpfen ebenfalls gegen die Abofallen und unzulässige Werbung. Durch die Geldgier der Betrüger werden die Apps und Webseiten direkt geschädigt. Die Glaubwürdigkeit und der gute Ruf werden in Mitleidenschaft gezogen und verärgerte Benutzer hinterlassen negative Bewertungen. Uns liegt die Zufriedenheit unserer Benutzer am Herzen und wir möchten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern, dass einem Benutzer ein Schaden entsteht. Wir arbeiten sehr eng mit unserem Mediation-Dienst zusammen, um den Abo-Gaunern schnellst möglichst die Geschäftsgrundlage zu entziehen.

Doch bei all diesen Kontrollen und Maßnahmen ist es niemals zu 100% möglich, alle schwarzen Schafe auszusortieren. Betrachtet man die Situation realistisch, so wird nie eine vollständige Kontrolle möglich sein, weder manuell durch den Menschen, noch automatisiert durch Computer. Nichtsdestotrotz werden wir weiterhin zum Schutz unserer Benutzer mit voller Energie daran mitwirken, den Betrügern und Gaunern das Handwerk zu legen.

Was tun, wenn eine Abofalle auftaucht?

Die hier aufgelisteten Vorschläge sollen als Orientierung dienen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und nicht jeder Vorschlag ist in jeder Situation anwendbar.

  • Schnellst möglichst das Browser-Fenster schließen. Unter Android die Liste der aktiven Apps öffnen und die Browser-App „wegwischen“.
  • Unsere App ebenfalls beenden. Unter Android die App ebenfalls „wegwischen“.
  • Falls auf dem Gerät kein Virenscanner installiert ist, sofort einen leistungsfähigen Virenscanner installieren, der auch Webseiten überwachen kann.
  • Bitte melde uns den Vorfall und teile uns möglichst viele Informationen dazu mit. Wir werden das Problem umgehend an unseren Mediation-Dienst weiterleiten.
  • Wenn Dein Virenscanner den Zugriff auf die Webseite unterbricht, besteht für Dich keine Gefahr mehr und es wäre super, wenn Du einen Screenshot von der Warnmeldung anfertigen würdest.

Um die unerlaubte Werbung und die Abofalle möglichst schnell identifizieren zu können, sind folgende Informationen für uns interessant: Adresse der Webseite (URL), Warnmeldung des Virenscanners (ideal wäre ein Screenshot), falls möglich ein Screenshot der Werbung in der App. Du erreichst unser Support-Team jederzeit unter: support@mycalorieapp.de

Ein Tipp zum Thema Virenscanner: Wer mag, kann natürlich einen Virenscanner kaufen. Es gibt sehr gute Angebote, die definitiv ihr Geld wert sind. Doch auch kostenlose Apps sind völlig ausreichend. Wir haben bisher mit der Android-App „Mobile Security & Antivirus“ von AVAST Software gute Erfahrungen gemacht: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.avast.android.mobilesecurity

Aber: Kein Virusscanner kann vollkommene Sicherheit bieten! Es ist möglich, dass neu eingerichtete Webseiten mit Abofallen noch nicht erkannt werden. Keine App kann hier zu 100% schützen!

Hinweis: Wir stehen in keiner geschäftlichen Beziehung zu Avast und erhalten für unsere Empfehlung kein Geld.

Was tun, wenn die Abofalle bereits zugeschnappt ist?

Kommt ein „Vertrag“ durch eine Abofalle zustande, ist dieser im Normalfall nichtig. Ganz wichtig ist es jetzt, zu handeln und keinesfalls nur abzuwarten. Hier eine Liste mit Vorschlägen, wobei nicht jeder Punkt in jeder Situation zutreffend sein muss:

  • Umgehend beim „Vertragspartner“ Widerspruch gegen den Vertrag einlegen und…
  • …der Zahlung / Zahlungsaufforderung widersprechen, telefonisch oder im Zweifelsfall schriftlich per Einschreiben mit Rückschein.
  • Umgehend eventuell bereits bezahlte Beträge zurückfordern. Dies kann auch direkt über den Telefonanbieter erfolgen.
  • Falls noch nicht geschehen, bitte diesen Vorfall an unser Support-Team melden, siehe vorheriger Abschnitt: support@mycalorieapp.de
  • Falls der „Vertragspartner“ des Abos den Vertrag nicht freiwillig annulliert, dort schriftlich alle Unterlagen zum angeblichen Vertragsabschluss anfordern.
  • Bei Bedarf den Rat einer Verbraucherzentrale einholen oder…
  • …einen Anwalt (idealerweise spezialisiert auf Internet-Recht) hinzuziehen.

Tipp: Mehrere Verbraucherzentralen bieten auf ihrer Homepage Musterbriefe für den Widerspruch an (einfach bei Google suchen).

Wie kann man sich schützen?

Das Internet ist ein unsicherer „Ort“ und wer ohne Schutz unterwegs ist, handelt schlichtweg fahrlässig. Ein Handy ist ein Miniatur-Computer. Und jeder Computer, der mit dem Internet verbunden ist, muss geschützt werden. Auf PCs sollte ein Virenscanner und eine Firewall zur Grundausrüstung gehören, auf einem Handy oder Tablet darf ein Virenscanner nicht fehlen.

Das alles gibt es auf jeder Plattform auch als kostenlose Version (siehe unsere Empfehlung zu Android). Es gibt also keine Ausrede mehr!

Bei klassischen Abofallen sollte man sich außerdem immer auf den gesunden Menschenverstand verlassen. Klingt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr. Tolle kostenlose Software, die sonst richtig teuer ist? Hunderte kostenlose Klingeltöne? Ein riesiges Archiv mit Dokumentenvorlagen? Eine Rendite von 9% auch für kleine Geldanlagen? Kostenlose Ahnenforschung? Gratis SMS versenden? Und so weiter…

Gegen automatische Abofallen kann man sich zusätzlich schützen, indem man bei seinem Telefonanbieter eine sogenannte Drittanbietersperre einrichten lässt. Die Deutsche Telekom, Vodafone, O2 und andere Anbieter richten solche Sperren kostenlos ein. Da das Verfahren jeweils anders abläuft, sei hier auf einen hilfreichen Artikel von Giga verwiesen: http://www.giga.de/apps/google-play-store/tipps/drittanbietersperre-einrichten-bei-o2-telekom-vodafone-mobilcom-und-co/